Vizeeuropameisterschaft im RoboCup Junior 2018
Zum zweiten Mal nach 2016 wird eine europäische Meisterschaft ausgetragen, diesmal in Montesilvano an der italienischen Adria. Und mit einem Team des KKG. Strand und Wasser sind trotz des Veranstaltungsortes natürlich komplett unwichtig ("Ach, das gibt's hier auch?"), denn im Mittelpunkt des Interesses steht die Robotik.
Wie ernst die Veranstaltung (nicht nur in der Region) genommen wird, zeigt die politische Prominenz bei der gestrigen Eröffnungsfeier. Von einer Vertreterin des Bildungsministeriums in Rom über regionale Bildungspolitik und den Bürgermeister von Montesilvano bis zum Vorsitzenden der RoboCup Federation waren alle da. Für deutsche Ohren etwas ungewohnt wurde die Veranstaltung außerdem mit einem Orchester begonnen, dass zunächst Hymnen intonierte - und zwar die europäische vor der italienischen. Und tatsächlich sind Teams aus ganz Europa von Portugal bis Russland hier, sogar aus Israel und der Türkei sind Delegationen vertreten.
Der erste Tag des Turniers diente vor allem dem Ankommen, dem Einrichten von Hard- und Software und der Anpassung an die lokalen Bedingungen. Merke: Rote Wandelemente sind nicht hilfreich, wenn man einen orangen Ball sucht...
Außerdem wurden technische Interviews mit den Teams geführt. Das Verfahren ist von den nationalen Turnieren bekannt, nur jetzt muss es auch in "italenglisch" funktionieren. Für die meisten Teilnehmer hier ist dieses Problem aber eigentlich gar keins - zumindest für die junge Generation scheint die Kommunikation in Europa zu funktionieren.
Auch um das Rahmenprogramm hat man sich Gedanken gemacht. Digitale Bildung ist in Italien ebenso wie bei uns in Deutschland ein großes Thema. Auch hier heißt es "Scuola Digitale", aber immer mit "Terra Reale". Unter diesem Motto stellen regionale Schulen und Bildungseinrichtungen Projekte und Konzepte vor, naturgemäß mit Bezug zur Robotik. Es gibt jeden Tag Seminare und Workshops, der RoboCup ist so gleichzeitig auch Tagungsort für die italienische Schullandschaft. Der Eindruck aus Betreuersicht: Deutschland und seine Schulen sind vielleicht keine Vorreiter des digitalen Zeitalters, einen Grund sich zu verstecken gibt es aber auch nicht.
Aber zurück zum Thema: Am heutigen Mittwoch gab es dann auch für unsere Icebergs um 10:30 das erste Spiel, den Eröffnungsgegner kannten wir schon aus Magdeburg. In der ersten Halbzeit sahr es zunächst nach einem Kantersieg aus, am Ende stand es dann 14:8 für Finn und Anton. Ein flüchtiger Blick auf den Rest des Starterfeldes ergibt: Hier geht etwas. Im zweiten Spiel bestätigte sich dieser Eindruck: Die Gegner kamen 40 Minuten nach Beginn und damit 35 Minuten nach dem Ende des Spiels an den Tisch. Das ist natürlich schade, aber das Spiel wäre wohl auch so am Ende mit 10 Toren Differenz für unser Team gewertet worden.
Die Paarungen sind wegen des Schweizer Systems nicht beliebig vorhersagbar, aber morgen kommen wohl die beiden "dicken Brocken": Ein slovakisches Team (Compotes), das in Ballerkennung und Torschuss das beste im Turnier sein dürfte, aber motorisch nicht immer alles im Griff hat. Und danach wohl die italienische Mannschaft One Hertz mit exzellentem Dribbler und Torschusstechnik, die nur knapp mit 10:8 gegen die Slovaken verloren hat. Daumen drücken um 9.00 und um 12.30 ist ausdrücklich erwünscht!
Auch die anderen Ligen versprechen Anregungen für die Arbeit zuhause: Technische Details wie Basisplatinen, Antriebe, Ballsammler oder Sensorenanordnungen sind ebenso interessant wie Streckenverläufe, die in internationalen Wettbewerben traditionell höhere Schwierigkeitsgrade anbieten als in Vorausscheiden.
UPDATE Donnerstag
Das erste Spiel des Tages ist vorbei, Schussqualität hat über Agilität und Stellungsspiel gesiegt. Anfangs sah es noch nach einer Außenseiterchance aus, aber das slovakische Team war einfach besser im Spiel auf das Tor. Die gute Nachricht: OneHertz hatten ihrerseits verloren, und zwar gegen unseren Auftaktgegner. Das brachte uns in der nächsten Runde mit den portugiesischen Ruiz Robots eine leichtere Aufgabe ein - 11:1. Leider musste das letzte Spiel des Tages auf den Freitag verschoben werden, weil es Streitigkeiten um die Einhaltung der Regeln gab. Das Duell gegen den Tabellenletzten versprach ohnehin wenig Spannung, aber Regeln sind Regeln. Wichtiger ist das zweite Spiel morgen. Geht es nicht verloren, fahren die Icebergs als Zweitplatzierte nach Hause. Das slowakische Team - richtig gute Hardware meets kompetente Programmierer - ist hier für niemanden zu bezwingen, da kann man nur den Hut ziehen.
UPDATE Finaltag
Das Nachholspiel von gestern war zäh, ging aber erwartungsgemäß mit 3 Punkten an die Icebergs. Viel wichtiger: Auch das letzte Spiel war eine Galavorstellung und endete vorzeitig bei einer Tordifferenz von 10. Damit ist unser Team Zweiter, und die (spätestens jetzt) befreundeten BohleBots Dritte (Foto rechts). Deren Lightweight-Team konnte sein Turnier sogar gewinnen - Klasse. Auch im Rescue, CoSpace und OnStage liegen deutsche Mannschaften aussichtsreich im Rennen. Eine aufregende Woche geht zu Ende, Glückwünsche an alle!
(krtl)
PS: Die Sache mit dem Strand und dem Meer war natürlich nicht ganz ernst gemeint. Die Badetauglichkeit konnte im Selbstversuch nachgewiesen werden, wenn auch erst am Abend nach Einbruch der Dunkelheit. Außerdem hatten die Einheimischen freundlicherweise sehr akkurat und mit Sonnenschirmen einen Hindernisparcours für das Frisbee-Werfen am Strand abgesteckt.